Meerschweinchen stammen aus Süd- und Mittelamerika. Sie haben kurzes glattes braunes Fell. Es geht in freier Natur immerhin ums Überleben. Wer den Räubern wie ein Dorn ins Auge sticht, ist schnell vergangen.
Meerschweinchen sind bereits seit langem etablierte Haustiere und müssen in Menschenhand weder Schlangen, noch Raubvögel oder andere Raubtiere fürchten. Vermutlich waren es reine Zufälle, dass einzelne Exemplare Mutationen aufwiesen. Ihr Fell war länger, verwirbelt oder es erschien in anderen Farben. Genau diese Exemplare werden wie von alleine als etwas Besonderes angesehen und deswegen auch für die Zucht verwendet.
Inzwischen sind es vermutlich dutzende Meerschweinchenrassen, weltweit vielleicht hunderte. Ein Züchter muss immerhin nur mehrere Exemplare von zwei vorhandene Rassen kreuzen, um deren Nachkommen über mehrere Generationen zu stabilisieren. Schon gibt es die nächste Meerschweinchenrasse, die vielleicht als Modetrend entdeckt wird. Genau deswegen sollten private Halter sehr darauf achten, dass sich ihre Meerschweinchen nicht vermehren.
Es gibt bereits unzählige Meerschweinchen und sehr viele Rassen. Besser ist es, sich mit den bereits vorhandenen Rassen anzufreunden. Jede dieser Rassen hat ihre eigenen Charakteristiken. Doch welche Meerschweinchenrasse ist die richtige?
Kurzhaar, Langhaar, Glatthaar, Haarwirbel, gar kein Haar
Kenner unterscheiden Meerschweinchen in Fell- und Farbrassen, die sich jedoch überschneiden können. Für die Fellrassen wird sehr darauf geachtet, dass das Fell der Tiere den gewünschten Kriterien exakt entspricht. Für die Farbrassen ist das ebenfalls wichtig. Hier müssen jedoch die Färbungen im Gesamten oder der verschiedenen Körperbereiche exakt stimmen.
Die Fellrassen werden wieder in Kurzhaarrassen und Langhaarrassen unterschieden. Je nach Situation müssen nicht nur die Felllänge, sondern auch Fellstruktur exakt stimmen. Während das Glatthaarmeerschweinchen kurzes und glatt anliegendes Fell hat, muss das Rex Meerschweinchen ein wuscheliges Kurzhaarfell haben, das Rosetten Meerschweinchen muss wenigstens 6 Rosetten bilden.
Bei den Langhaarrassen soll das glatte Fell beim Agora Meerschweinchen oder Peruaner Meerschweinchen eher lang, aber nicht lockig sein. Beim Merino Meerschweinchen oder dem Alpaka Meerschweinchen gehören Locken beziehungsweise Wirbel jedoch zum Pflichtprogramm.
Dann gibt es bedauerlicherweise auch bei Meerschweinchen die stark umstrittenen „Qualzuchten“ wie Nackt-Meerschweinchen. Es handelt sich um Züchtungen, die wider der Natur des Tieres sind. Dieses möchte immerhin ein Fell haben, sich normal bewegen können und schmerzfrei leben. Immer dann, wenn dieses nicht mehr gegeben ist, sind die Züchter in keinem Fall damit zu unterstützen, ihnen die Tiere noch abzunehmen.
Artgerechte Haltung beachten
Langes Fell ist eigentlich auch wider der Natur, da Meerschweinchen mit ihren kurzen Beinen in der Bewegungsfreiheit behindert werden. In freier Natur durch Verschlammen des Fells, beim Menschen durch Verfilzen und Verunreinigungen durch Kot. Diese beeinträchtigten Fellbereiche sind regelrechte Angriffsstellen für Parasiten und Hautprobleme.
Bei Langhaar-Meerschweinchen kommt es jedoch auf die richtige Pflege an. Die Meerschweinchen dürfen nur auf trockenen und sauberen Untergrund laufen. Eine Außenhaltung kommt wegen regnerischem Wetter also nicht in Betracht. Auch ein selten gereinigter Meerschweinchenstall ist nicht vertretbar. Es kommt sogar noch schlimmer: Gegen das Verfilzen müssen langhaarige Meerschweinchen im Idealfall täglich gekämmt werden.
Wer mehrere Exemplare hat, muss also über eine Stunde ansetzen. Alternativ wäre das Fell drastisch zu kürzen, wozu dann noch eine Langhaarrasse kaufen?
Auch Meerschweinchen mit kurzem Fell bevorzugen einen sauberen Stall und freuen sich über Aufmerksamkeit. Dabei sind Meerschweinchen von Natur aus nicht verschmust und zählen deswegen eher zu den Beobachtungs-Tieren. Auch das würde für eine Kurzhaar-Rasse sprechen.
Meerschweinchen werden bis zu 10 Jahre alt!
In den ersten Monaten wirkt jedes neue Haustier wie ein Magnet und viele können nicht genug Zeit mit ihnen verbringen. Doch die meisten Haustiere sind nach spätestens einem Jahr gewöhnlich und es gibt anderes zu erledigen. Wer sich nicht sicher ist, seinen Meerschweinchen über viele Jahre die intensive Pflege zukommen zu lassen, soll unbedingt eine pflegeleichte Rasse wählen.
Gerade dann, wenn es die ersten Meerschweinchen sind, weiß noch keiner, ob diese eine Leidenschaft bleiben oder nach einiger Zeit nur noch durchgefüttert werden.
Alternativ ließe sich auch eine Rasse wählen, die nicht so alt wird. Demnach lassen sich Curly Meerschweinchen bereits nach drei Jahren abschreiben, während viele andere Rassen bis zu 8 oder einige sogar bis zu 10 Jahre durchhalten. Hier wäre jedoch die Frage zu stellen, ob die Züchter einer schnell sterbenden Rasse zu unterstützen sind.
Empfehlungen für Anfänger
- Ridgeback Meerschweinchen: Das glatte kurze Fell zeichnet sich durch weiße, braune und braunrote Bereiche aus. Diese Rasse ist insgesamt einfach und friedlich in der Haltung.
- Rosetten Meerschweinchen: Das Fell muss nicht einfarbig sein, es hat aber regelmäßige Rosetten zu bilden. Auch diese Tiere sind einfach in der Haltung, wollen aber auf keinen Fall Streicheleinheiten.
- Glatthaar Meerschweinchen: Dieses ist die braune Stammform, aus der alle anderen Meerschweinchenrassen entspringen. Sie gelten als pflegeleicht und eignen sich für die ganze Familie.
- Crested Meerschweinchen: Auf dem Kopf haben sie einen Wirbel, ansonsten ist das kurze Fell glatt. Sie gelten als besonders anhänglich und eignen sich damit für alle, die eine starke Beziehung zu ihren Tieren aufbauen wollen.
Zu beachten bleibt, dass Meerschweinchen wenigstens ein zweites Meerschweinchen benötigen und Kaninchen als Mitbewohner nicht mögen. Wer ein Weibchen mit einem Männchen hält, muss wenigstens letzteres kastrieren. Leben zwei Böcke zusammen, müssen auch diese kastriert werden, sonst ist Streit vorprogrammiert.